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Armenien heute - Zahlen und Fakten

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Sabine Allafi
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Unerfüllte Träume einer Iranerin

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Sabine Allafi, geb. 1960, Diplomsoziologin. Arbeitete nach Abschluss ihres Journalistik-Aufbaustudiums mehrere Jahre als Journalistin und reiste mehrmals nach Iran. Aus ihren Erfahrungen dort und aus ihrer Arbeit mit der iranischen Literatur entstand ihr Buch Bitteres Erbe. Frauenleben in Iran heute. Sie ist verheiratet und Mutter einer Tochter.

Schon vorbei

Schon vorüber, verpasst

Das Haar ergraut

der Rücken krumm

die Hände zitternd

die Augen voll Angst

 

Kauen, kauen, runterschlucken

So viel geschluckt

so wenig gekotzt

Kaum geschrieen

aber pariert

 

Druck weitergegeben

und selber geschrumpft

andere gedrückt

und profitiert

 

Nicht gewagt

nicht gewonnen

 

So viel Leben

einfach zerronnen.

 

April 2014

* * *

Mal wieder bei Schiller nachgeschlagen:

DIE WORTE DES GLAUBENS (1797)

Drei Worte nenn ich euch, inhaltschwer,

Sie gehen von Mund zu Munde,

Doch stammen sie nicht von außen her,

Das Herz nur gibt davon Kunde;

Dem Menschen ist aller Wert geraubt,

Wenn er nicht mehr an die drei Worte glaubt.

 

Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,

Und würd er in Ketten geboren

Lasst euch nicht irren des Pöbels Geschrei,

Nicht den Missbrauch rasender Toren.

Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,

Vor dem freien Menschen erzittert nicht.

 

Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,

Der Mensch kann sie üben im Leben,

Und sollt er auch straucheln überall,

Er kann nach der göttlichen streben;

Und was kein Verstand der Verständigen sieht,

das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt.

 

Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,

Wie auch der menschliche wanke,

Hoch über der Zeit und dem Raume webt

Lebendig der höchste Gedanke;

Und ob alles in ewigem Wechsel kreist,

Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.

 

Die drei Worte bewahret euch, inhaltsschwer,

Sie pflanzet von Munde zu Munde,

und stammen sie gleich nicht von außen her,

Euer Innres gibt davon Kunde;

Dem Menschen ist nimmer sein Wert geraubt,

Solang er noch an die drei Worte glaubt.

 

* * *

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Schnee

Der Schnee

deckt wieder alles zu

mit seinem weichen Weiß.

Er zwingt uns,

langsamer zu gehen,

langsamer zu fahren,

langsamer zu leben.

Planvoll und sachte

einen Schritt vor den anderen

zu tun.

Uns warm anzuziehen,

wenn wir das Haus verlassen.

Und wenn wir zurückkehren,

die Schuhe und den Matsch

vor der Tür zu lassen.

Januar 2013

* * *

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Wenn für mich auch mit zunehmendem Alter die kalendermäßigen Etappen an Bedeutung verlieren – vom kommenden Jahr werden keine großartigen Veränderungen mehr erwartet, da die Veränderungen, die notwendig sind oder sich ohne unser Zutun vollziehen, von Kalendern unabhängig sind – so möchte ich doch die relativ ruhige Zeit „zwischen den Jahren“ als Gelegenheit nutzen, einmal Rückblick zu halten.

Welche Bücher haben mich dieses Jahr begleitet und besonderen Eindruck auf mich gemacht?

Da ist zunächst einmal Gabriela findet einen Stapel Papier, an dem ich ein kleines bisschen selbst beteiligt war. Es ist ein ganz besonders starkes und tiefgründiges Buch. Nicht nur der Aufbau ist anspruchsvoll, da sich zwei Hauptstränge gleichzeitig aufrollen, sondern auch die Gedankenwelt um die immer wiederkehrende Frage nach dem „Was soll das alles eigentlich?“ und „Wo führt das alles hin?“

Die drei Protagonisten, die aus „Die Nächte am Main“ und „Die letzte Nacht mit Gabriela“ bekannt sind, und von denen Hans und Hassan bereits nicht mehr auf der Erde weilen, stehen im Grunde genommen vor dem Nichts.

Alles Bemühen, alles Versuchen, all die Kämpfe – wozu haben sie geführt? Was ist aus den Mitstreitern geworden? Warum ist die Welt auch nicht ansatzweise so geworden, wie sie es sich erträumt haben?

Der Grund kann nur sein, dass ohnehin alles Nichts ist, spätestens am Ende des Seins und beim Übergang in das Nicht-Sein, die Unendlichkeit…

Doch bei allem Sinnieren kommt ein hintergründiger Humor bei der Schilderung der Erlebnisse in dem Buch nicht zu kurz. Wie sonst wäre alles zu ertragen?

Es ist ein wunderbares Buch, das man nicht nur einmal lesen wird. 

* * *

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Ansonsten stöbere ich gerne in Antiquariaten, weil sich zwischen abgegriffenen Buchdeckeln so manches Kleinod verbirgt. 

Ein weiteres Buch, das mich in seiner sanften Art sehr angenehm und zutiefst berührt hat, war Der Zentaur im Garten des brasilianischen Autors Moacyr Scliar, dessen deutsche Ausgabe (von 1985) im regulären Buchhandel gar nicht mehr erhältlich ist.

Moacyr Jaime Scliar wurde 1937 im jüdischen Viertel Porto Alegres im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul geboren. Der brasilianische Autor und Arzt starb am 27. Februar 2011. In seinen Büchern geht es häufig um Fragen der jüdischen Identität.

Darum geht es auch in “Der Zentaur im Garten”, aber bei weitem nicht darum allein. Ich habe die Novelle als einen Entwicklungsroman gelesen, als die Geschichte eines jungen Mannes, der in seiner liebevollen Familie wunderbar aufgehoben und trotz seiner Eigenart vollständig anerkannt ist, und dem es schwer fällt, den Schritt in die Welt hinaus zu tun. Das ist ein Hin und Her, ein Vor und Zurück, es sind die Liebe und die revolutionären Ideen, die ihn aus dem Schoß der Familie locken, bis er schließlich die Frau seines Lebens findet. Doch auch zu zweit haben sie es nicht leicht, sich in die Gesellschaft einzufinden. Aber die unbeschwerte Kindheit ist Vergangenheit, die Familie entzaubert, und die Zukunft doch nicht nur bedrohlich. Das Ganze ist in eine geheimnisvolle Story eingebettet, von der ich hier nicht zu viel verraten möchte, nur so viel, dass die Beschreibung jüdischen Familienlebens trotz dramatischer Hintergründe (Scliars Elstern waren selbst aus Bessarabien nach Brasilien ausgewandert) ausgesprochen humorvoll ist. Er selbst hat 2003 über dieses Buch gesagt: “Der Zentaur ist ein Symbol einer doppelten Identität, typisch für die Juden in einem Lande wie Brasilien. Zu Hause spricht man jiddisch, isst gefillte Fisch und begeht den Sabbat. Draußen hast du Fußball, Samba und Portugiesisch. Nach einer Zeit fühlst du dich wie ein Zentaur.“

Ich würde ergänzen: Wer fühlt sich in der Jugend und während der ersten Schritte in die Welt hinein nicht wie ein Zentaur?

* * *

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Kürzlich bin ich auf die Neuübersetzung von Die Verschwörung der Idioten (im Original: A Confederacy of Dunces) von John K. Toole gestoßen. Der Autor hat das Buch während seiner Militärzeit in Puerto Rico verfasst, wo er spanischsprachige Soldaten Englisch lehrte. Nach seinem Wehrdienst kehrte er nach New Orleans zurück, wo er seine Zeit meist im French Quarter verbrachte, wo auch der Roman spielt, für den er jahrelang keinen Verleger fand, während er selbst seinen Roman für ein Meisterwerk hielt. Zunehmend verfiel er in Depressionen und begann zu trinken. Einige Biografen vermuten, dass auch Ratlosigkeit über seine sexuelle Orientierung zu seinem Niedergang beitrug. 1969 schied John K. Toole durch Selbstmord aus dem Leben. Nach seinem Tod versuchte seine Mutter unermüdlich, einen Verlag für den Roman zu finden, was ihr 1980 schließlich gelang. Das Buch wurde von den Kritikern als Meisterwerk der Südstaatenliteratur gefeiert und dem Autor wurde posthum der Pulitzer-Preis verliehen.

Auch dieses Buch ist zwar zeitlich und räumlich fest verortet, nämlich im New Orleans der 1960er Jahre, und doch haben (beinahe) alle Aussagen Allgemeingültigkeit. Es ist ein unglaublich witzig geschriebener Schelmenroman über den fast 30-jährigen Ignatius J. Reilly, ein faules und verfressenes Muttersöhnchen, das sich zu Hause verwöhnen lässt und die Annäherungsversuche seiner durchgeknallten, sich im Kreuzzug für eine freie Sexualität befindende Freundin abzuwehren versucht. In seinem muffigen Zimmerchen verfasst Ignatius Pamphlete gegen die Moderne und den Kapitalismus. Als er gezwungen wird, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, führt das zu einer Vielzahl origineller Verwicklungen, in deren Verlauf so mancher Zeitgenosse seine Maske verliert…

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Liebe Matz,

es ist eine dünne Wand, die die Lebenden von den Toten trennt. Sie ist sehr durchlässig, aber leider nur in eine Richtung.

Sie stellt uns vor das Problem des Abschiednehmens, die Lebenden und die Sterbenden.

Ist es ein Abschied für immer?

Was ist "immer"?

Der Moment, in dem ich den Duft der Rose inhaliere und die Schönheit der Blume mit allen Sinnen in mir aufnehme?

Der Sand am Meer?

Wir Menschen sind vernunftbegabte Wesen. Und genau diese Vernunft hindert uns manchmal am Erkennen. Wer müssen nicht alle dasselbe erkennen, es definieren, katalogisieren und für alle nachvollziehbar machen.

Erkennen ist häufig ein Prozess, manchmal auch ein Augenblick - wenn ich das von der Sonne beschienene frische Frühlingsgrün eines Baumes vor dem strahlend blauen Himmel erkenne.

Wenn ich mich in den Armen eines Menschen geborgen fühle und die ganze Welt vergessen kann.

Wenn ich merke, dass jemand meine Unterstützung braucht, und ich sie ihm geben kann.

Im Grunde können wir jeden Tag erkennen - wenn wir nur etwas innehalten.

In dem Moment, wenn ein geliebter Mensch von dieser Welt geht, machen wir einen gewaltigen Schritt in unserer Erkenntnis - nicht zuletzt darin, dass er uns nur vorausgegangen ist.

Darum: Genießen wir das Leben jetzt - wenn die Trauer uns wieder lässt - denn wer weiß, wann wir Abschied nehmen müssen.

 

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Manchmal ...

... führt die Frage nach dem Sinn ins Leere.

Und dennoch sollten wir neben der Trauer überlegen, was wir selbst noch besser machen können, um der Gewalt vorzubeugen.
(März 2009)

 

 

Heute ...

... habe ich zwei Nachrichten gelesen: Ein Gericht hat es für rechtens erklärt, dass eine Supermarktmitarbeiterin entlassen wurde, da sie einen Getränkebon im Wert von 1,30 Euro unterschlagen hat. Sie war unehrlich und das hat sie ihren Job gekostet. Außerdem hat heute ein Gericht dem ehemaligen Chefarzt einer Uniklinik, der vor zehn Jahren wegen Kunstfehlern entlassen wurde, eine Abfindung in Höhe von 2 Millionen Euro bewilligt. Das Geld steht dem ehemaligen Professor (und damit Beamten) zu, um seinen Lebensunterhalt bis zum Pensionsalter und darüber hinaus zu bestreiten, da mit der Entlassung nicht nur seine Bezüge entfallen, sondern auch seine Pensionsansprüche ...

(Nachsatz: Im Sommer 2010 entschied ein Gericht anders: die Supermarktmitarbeiterin muss weiterbeschäftigt werden!)

 

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Manchmal ...

... sehe ich Dinge, für die ich keine Erklärung habe. Etwa für den Mann, der in der Bahn durch eine wunderschöne, von der Sonne beschienene Landschaft reist und seine ganze Aufmerksamkeit auf den knapp Schokoladentafel-großen i-pod richtet, in dem er auf einem Monitor in Streichholzschachtelgröße einen Film verfolgt, die Ohren zugestöpselt, sodass er auch die Geräusche der Umwelt nicht wahrnimmt. Womit beschäftigen sich seine Gedanken? Und vor allem, wann lässt er seinen Gedanken freien Lauf? Sicher nicht vor dem Einschlafen, wenn der Fernsehapparat neben dem Bett auf der Wäschekommode flimmert.

Was passiert mit mir, wenn ich meinen Gedanken keinen freien Lauf lasse? Werde ich dann nur noch durch andere gesteuert? Und wenn ich in jeder freien Minute Fernsehen oder Videos schaue? Filme sprechen in erster Linie Emotionen an. Es sind meine Gefühle, meine Emotionen, die mich sagen lassen, ein Film habe mir gefallen, oder ein anderer Film habe mir nicht gefallen. Die rationale Begründung folgt dann meist hinterher.

Auch die Werbung spricht meine Emotionen an, das ist ihr Zweck. Die Unterschiede zwischen den Produkten sind heute verschwindend gering. Doch die Werbung und das "Produktdesign" sorgen dafür, dass ich mich, ohne zu bemerken warum, für das eine oder das andere Produkt entscheide. Natürlich, dass ich essen und trinken muss, dass ich mich bekleiden muss, um mich vor der Witterung zu schützen, das sagt mir mein Körper. Aber welche Nahrungsmittel ich zu mir nehme und für welche Kleidung ich mich entscheide, darauf hat die Werbung großen Einfluss. Selbst so genannte Produktinformationen, die ganz besonders wissenschaftlich daherkommen, sind darauf ausgerichtet, mein Gefühl anzusprechen ("ich will alles richtig machen"). Deshalb fühle ich mich wohl, wenn ich ein Produkt mit soundso viel Nährstoffen zu mir genommen oder wenn ich mich nach der Analyse auf dem Laufband für die richtigen Sportschuhe mit der optimalen Dämpfung entschieden habe. Das bekomme ich ja überall gesagt.

Über vieles sollte man einfach hin und wieder einmal nachdenken.Geben wir nicht, wenn wir unseren Gedanken keinen freien Lauf mehr lassen, anderen zu große Chancen, uns durch sie steuern zu lassen?

Darüber sollten wir mal in Ruhe nachdenken.

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Neulich ...

... ein gepflegter, unauffällig gekleideter Mann von etwa sechzig Jahren steht mit seinem Enkel am Bahnsteig der U1 Richtung Ginnheim unter der Frankfurter Hauptwache. Der vielleicht 6-jährige Junge mit schwarzem Haar schaut erwartungsvoll auf die Hände seines grauhaarigen Großvaters, der gerade dabei ist, eines jener Plastikspielzeuge, die von einer feste Cellophanhülle auf einem fast quadratmetergroßen Papptablett gehalten werden, von seiner widerspenstige Verpackung zu befreien. Es ist 18 Uhr abends, Werktag, die meisten Wartenden sind Berufstätige und auch einige mit Einkaufstüten bepackte Frauen auf dem Heimweg.
Gelangweilt, aber mit energischem Schritt laufen zwei in schwarze Kluft gehüllte Wachmänner den Bahnsteig entlang. Kurzer Haarschnitt, breite Schultern, Ansätze von Übergewicht. keinen anderen Job gefunden, eben. Irgendwie martialisch wirken sie mit ihren schwarzen Stiefeln und den Knüppeln am Gürtel. Schon sind sie beinahe an dem Mann und dem Jungen vorüber, da schert einer der Wachmänner aus, tritt zu dem ins Auspacken vertieften Mann und erteilt ihm eine Anweisung. Entnervt schaut der Alte auf. "Das weiß ich doch", schnaubt er und der Kleine schaut irritiert.
Eine ganz alltägliche Szene? Unabhängig davon, was der Ordnungshüter wohl meinte dem sich völlig unauffällig verhaltenden Mann zuraunen zu müssen, die schöne Atmosphäre der stolzen Haltung des Großvaters, der seinem Enkel mit einem Geschenk eine Freude bereitet, und der frohen Erwartung der Jungen ist zerstört. Verstimmt wirkt der Mann nun. Wäre so etwas auch denkbar, wenn Opa und Enkel deutscher Herkunft wären und nicht, wie in der beobachteten Szene, zur Gruppe der türkischen Einwanderer gehörten?
Was auch immer man hierauf antworten mag, es war ein sich in nur wenigen Sekunden abspielender Akt der Ausgrenzung, sicher nicht der erste, den der Großvater erlebte. Wie es wohl der Junge wahrgenommen hat?

Ausgegrenzt fühlen sich auch die in einer sozialwissenschaftlichen Studie über Drogendealer im Frankfurter Bahnhofsviertel Befragten mit "islamischem" Hintergrund, die ihr kriminelles Tun  mit der in der deutschen Gesellschaft allgegenwärtigen Diskriminierung zu legitimieren versuchen und sich dabei mit rassistischen und sexistischen Tönen brüsten - nicht nur gegenüber Deutschen.

So schockierend das Wirken und die Gedanken dieser Kriminellen sind, ich neige dennoch dazu, der französischen Justizministerin Rachida Dati zuzustimmen, die vom "Ergebnis einer verfehlten Integrationspolitik" sprach, als sie das Urteil eines französischen Gerichts vom Sommer 2007 kommentierte, in dem auf Antrag des Mannes eine Ehe annulliert wurde, da die Braut entgegen ihrer Versicherung vor der Hochzeit nicht mehr Jungfrau gewesen sei. Dati selbst hat ihre erste Ehe annullieren lassen.

Aber ist sie selbst nicht der Beweis für eine gelungene Integrationspolitik? Auch wenn keine Zeitung darauf verzichtet, in ihren Berichten über die Politikerin zu erwähnen, dass sie mit zehn Geschwistern aufgewachsen ist und ihre Mutter weder lesen noch schreiben kann? Ist das für die Betreffenden eigentlich nur schmeichelhaft oder hat es nicht auch einen negativen Beigeschmack? Und vor allem, wie relevant ist es für die Beurteilung der Arbeit einer hochrangigen Politikerin mit Juraexamen?

"Deutschland braucht mehr Ausländer", schreiben im September 2008 die Zeitungen. Die OECD hat festgestellt, dass Deutschland aufgrund des Bevölkerungsrückgangs schon bald zu wenige Erwerbstätige haben würde, bereits jetzt gebe es Defizite, und zwar vor allem in der Gastronomie und bei der Altenpflege (!). Auch im Wettbewerb um ausländische Studierende schneide Deutschland besonders schlecht ab. Wer jemals bei mehreren Studentensekretariaten detaillierte Informationen über die Zulassungsbedingungen für einen ausländischen Studierenden einzuholen versucht hat, wird sich darüber vielleicht weniger wundern. Auch wenn es Ausnahmen gibt, bei meinen Anfragen herrschen Kaltschnäuzigkeit und Desinteresse vor, so dass ich froh war, selbst keine Studentin mehr zu sein und sich hier durchkämpfen zu müssen. Es ist wohl nicht nötig zu ergänzen, dass ich Hochschulen in Ostdeutschland aufgrund der Gefahr für Leib und Leben durch Überfälle durch Rechtsextremisten in den Straßen einem ausländischen Studienbewerber nicht uneingeschränkt empfehlen würde. Gewisse Probleme der Deutschen scheinen sich im Ausland herumgesprochen zu haben: So hat sich die zahl ausländischer Studierender in den OECD-Ländern zwischen 2000 und 2005 im Durchschnitt verdoppelt, während sie in Deutschland nur um 50% gestiegen ist.

Kürzlich ließ es sich nicht vermeiden, am Straßenrand zwei übergewichtige Mittdreißigerinnen im erregten  Gespräch darüber zu hören, welche Altmöbel sie auf den Sperrmüll zu stellen gedachten und welche nicht: "Jedenfalls nicht die gepolsterten Stühle", hörte ich voller Entsetzen, "die haben damals schon 250 Mark das Stück gekostet ... und wenn ich die jetzt rausstelle, dann holen das doch nur die Kanacken." Wer immer damit gemeint gewesen sein mag - diese Leute werden offenbar nicht mal des Mülls der Volksdeutschen würdig gehalten.

Hoffentlich lassen sie uns das nicht eines Tages spüren ...

 

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Dritte, erweiterte und aktualisierte Neuauflage

25 Jahre Islamische Republik -
Eine Bestandsaufnahme aus Frauensicht

Bitteres Erbe
Frauenleben in Iran heute

Der andere Orient 12
194 Seiten, 18,00 Euro. ISBN 978-3-930761-41-8

Küche, Kinder, das genügt vielen nicht mehr. Wie vielen? Und warum? Hat es ihnen jemals genügt, oder wurden emanzipatorische Bestrebungen, eingebettet in diese oder jene politische Bewegung, nur vom Ausland nicht zur Kenntnis genommen?

"In jüngerer Zeit erscheinen über den und aus dem Iran überwiegend belletristische Arbeiten und persönliche Erfahrungsberichte. Hier eine faktenreiche fachliche Darstellung der in Deutschland lebenden, mit einem Iraner verheirateten Soziologin zur Situation der Frau in der Islamischen Republik Iran. Anhand von Statistikzahlen, Zitaten und eigenen (Reise-)Erfahrungen beschreibt sie, ob und wie sich die Lage der Frauen im Iran seit der islamischen Revolution 1979 geändert und entwickelt hat. Themenbereiche sind Familie und Kinder, Bildung, Erwerbsleben, rechtliche Situation, Freizeit und Medien. Allafi sieht in ihrer Bewertung vieles wohlwollender als westliche Betrachter gemeinhin, sie beschönigt aber nicht. Und natürlich: Auch wenn Frauen im Mittelpunkt stehen, vermittelt das Buch Einblicke in die allgemeine gesellschaftliche Lage im heutigen Iran und ist auch dadurch von Interesse." (ekz-Informationsdienst)

Seit der islamischen Revolution im Jahr 1979 wurde und wird viel geschrieben über die Situation der Frauen in Iran. Es wurde berichtet über die Einschränkungen, denen ihr tägliches Leben durch die islamische Gesetzgebung unterliegt, über ihre Unterdrückung durch die patriarchalische Gesellschaft im allgemeinen und durch ihre Ehemänner, Brüder und Väter im Besonderen. Mit Verwunderung hat die deutsche Öffentlichkeit Berichte zur Kenntnis genommen, die heute, zwanzig Jahre nach der islamischen Revolution, von einer Frauenbewegung berichten, von emanzipatorischen Ansprüchen, die die Frauen formulieren und durchzusetzen versuchen.
Verhüllt in Mantel, Kopftuch oder den bodenlangen Tschador sind die Frauen in Iran heute selbstbewusster denn je. Viele ihrer Mütter trugen den Tschador vor zwanzig Jahren als Zeichen des Protests gegen den Schah und die westliche Bevormundung ihres Landes. Nur wenige Jahre später von den Mullahs allgemein verordnet und mit äußerster Härte durchgesetzt, ist er heute typisch für das Straßenbild der modernen Städte wie der Dörfer Irans, aus denen er die Frauen optisch gleichsam verschwinden lässt. Doch hier, wie in vielem, täuscht das Äußere. Die junge Frauengeneration kennt ihre Forderungen und weiß sie selbstbewusst zu stellen.
Neben einem kurzen historisch-politischen Überblick bietet das Buch eine Bestandsaufnahme, wie sich die Verhältnisse im Bildungsbereich, in der Berufstätigkeit und der Lebensplanung überhaupt für die Frauen in den vergangenen 25 Jahren geändert haben. Hierzu hat die Autorin eine Vielzahl von Datenquellen ausgewertet. Dargestellt wird auch die aktuelle gesellschaftlich-politische Diskussion in Iran um die Stellung der Frau in der Gesellschaft. So zeichnet die Autorin ein umfassendes Bild der Situation der Frau in dem erdölreichen mittelasiatischen Land.

"... zeigt vor allem den unorganisierten Widerstand der Iranerinnen auf, die trotz aller Repressalien nie aufgegeben haben für ihre Selbstbefreiung zu kämpfen. Dieses "bittere Erbe" sucht die Autorin auch in der Literatur ...Dass das informative Buch darüber hinaus unterhaltsam ist, liegt an diesen Erzählungen." (epd-Entwicklungspolitik)

Aus dem Inhalt:
- Frauenleben in Iran 25 Jahre nach der islamischen Revolution
- Friedensnobelpreis 2003 für Shirin Ebadi - eine iranische Frauenrechtlerin
- Fremd, gefährlich, feindlich?
- Bilder der modernen iranischen Frau
- Die Islamische Republik fiel nicht vom Himmel
- Den Müttern gehört das Himmelreich
- Bildung ist kein männliches Privileg mehr
- Mehr Unabhängigkeit durch eigene Erwerbstätigkeit
- Die rechtliche Situation von Frauen in der Islamischen Republik Iran
- Frauen in den Medien
- Freizeit

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© M. und S. Allafi
Zuletzt geändert: 25/05/17

 

M.H. Allafi
Der verwirrte Orientale und die schöne Laleh

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M.H. Allafi
Gabriela
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M.H. Allafi
Nalan -
Ein Mensch
ohne Gnade

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M.H. Allafi
Leyla - Auf der
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Menschheits-Geschwister

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Schuld und Liebe

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Shmuel Kedi
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